Kapitalmarkt-Update November 2025: Der riskante Tanz zwischen Konjunkturoptimismus und Bewertungsdruck
Autor: Sebastian Nagel, CFA
Lesezeit: 7 Minuten
Globale Erholung bei Zinsdivergenz: Die Unternehmensstimmung in der Eurozone hat sich deutlich aufgehellt, während die Inflation in Europa nahezu am Ziel ist und die Fed in den USA die Zinsen weiter senkt.
Momentum Treiber Asien und USA-Tech: Das Momentum ist insgesamt sehr positiv, wird aber klar von Emerging Markets und den US-Technologiewerten angeführt, während Europa im Länder-Ranking stagniert.
Risiko vs. Aufholjagd: US-Aktien sind ambitioniert bewertet, was die Gefahr eines Rückschlags erhöht, wohingegen europäische Aktien und Sektoren wie Health Care und Real Estate attraktive Aufholpotenziale bei geringerem Bewertungsrisiko bieten.
Konjunkturoptimismus trifft auf Notenbank-Divergenz
Die Stimmung in den Unternehmen zeigt eine klare Trendwende: Die Wirtschaft in der Eurozone hat einen Boden gefunden und erholt sich merklich, gestützt durch einen steigenden ZEW Sentimentindex. In den USA läuft die Wirtschaft weiterhin auf vollen Touren, der Ausblick der Einkäufer (Purchasing Manager Index) ist allerdings leicht pessimistisch.
ZEW Sentimentindex für die Eurozone.
PMI Index für die USA.
Diese unterschiedlichen Ausblicke spiegeln sich auch in der Geldpolitik wider: Europa und die USA gehen beim Leitzins unterschiedliche Wege.
Die EZB hat ihren Zinssenkungszyklus im Juni beendet und signalisiert keine weiteren Schritte, da die Inflation nahe dem 2%-Ziel liegt.
Die US Notenbank Fed hingegen hat die Zinsen nach neunmonatiger Pause wieder gesenkt und wird dies voraussichtlich bis weit ins nächste Jahr hinein fortsetzen. Dies geschie3ht, obwohl die Inflation in den USA mit 3 % deutlich über dem Fed-Ziel liegt.
Diese unterschiedliche Dynamik hat den US Aktienmärkten trotz negativem PMI massiven Auftrieb verliehen, führt jedoch zu einer ambitionierten Bewertungslandschaft.
Die US FED hat mit ihren Zinssenkungen später begonnen als die EZB. Die FED wird voraussichtlich auch in 2026 ihren Leitzins weiter senken.
Momentum-Analyse: Wo die Kapitalströme fließen
Die Finansock Momentum Analyse zeigt dir, in welchen Regionen und Sektoren sich die Kapitalströme am stärksten bewegen. Der Gesamtmarkt ist mit "Sehr positiv" bewertet.
Regionale Momentum-Signale
Das Momentum ist regional klar verteilt:
Emerging Markets (EM) im Turbogang: Die Schwellenmärkte bleiben weiterhin extrem stark und führen das globale Momentum-Ranking an. Dies wird durch die positive Entwicklung des chinesischen Marktes, der von der Annäherung im Handelsstreit und staatlichen Wirtschaftshilfen profitiert, verstärkt.
USA holt auf: Nach anfänglichem Rückstand im Jahresbeginn hat der US-Markt aufgeholt und sich nun im positiven Momentum-Territorium festgesetzt. Dieser Anstieg wird primär von den großkapitalisierten Technologiewerten getragen, die im Zuge der KI-Euphorie sieben Monatsgewinne in Folge erzielt haben. Die Kehrseite: US-Aktien sind nun ambitioniert bewertet.
Europa stagniert: Im Vergleich zu den USA und den Emerging Markets stagniert Europa seit Sommer im Momentum-Ranking. Das KGV des breiten europäischen Marktes liegt jedoch nur leicht über dem langjährigen Durchschnitt. Dies impliziert, dass europäische Aktien aus reiner Bewertungssicht Aufholpotenzial gegenüber den US-Werten bieten.
Während Europa am Kapitalmarkt zuletzt stagniert, gewinnen die USA und Emerging Markets wieder an Momentum.
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Sektorale Momentum-Signale
Die Sektorperformance im entwickelten Markt (MSCI World, inkl. USA und Europa/Japan) zeigt spannende Verschiebungen:
Top-Sektoren: Besonders Communication Services und Information Technology (Technology) weisen ein dauerhaft positives Momentum auf, wobei Technology erst wieder im letzten Monat massiv an Fahrt gewonnen hat. Dies spiegelt den anhaltenden KI-Hype wider.
Europäische Stärke: In Europa haben Industrials, Financials und Utilities (Versorger) weiterhin ein positives Momentum gezeigt.
Aufholpotenzial (Lagging Sectors): Gleichzeitig zeigen das Gesundheitswesen (Health Care) und Real Estate in beiden Marktperspektiven eine eher verhaltene oder gar negative Entwicklung. Diese Sektoren könnten daher attraktive Aufholchancen bieten, da sie weniger von der jüngsten Euphorie erfasst wurden und ihre Bewertungen vergleichsweise niedrig sind.
Was sind überhaupt Industriesektoren?
Im Aktienmarkt werden Unternehmen, die ähnliche Produkte oder Dienstleistungen anbieten oder in ähnlichen Geschäftsbereichen tätig sind, in sogenannte Sektoren oder Branchen gruppiert. Diese Klassifizierung hilft Anlegern, den Markt zu verstehen, Risiken zu streuen und fundierte Anlageentscheidungen zu treffen.
Die gängigste und weltweit anerkannte Klassifikation ist der Global Industry Classification Standard (GICS®), der gemeinsam von MSCI und S&P Dow Jones Indices entwickelt wurde. Der GICS unterteilt Unternehmen in eine hierarchische Struktur:
Aktuell (Stand 2025) gibt es laut GICS 11 Hauptsektoren. Diese sind:
Energie (Energy):
Unternehmen, die sich mit der Exploration, Produktion, Raffination und dem Transport von Öl, Gas und anderen Brennstoffen beschäftigen.
Grundstoffe (Materials):
Unternehmen, die Chemikalien, Metalle, Bergbauprodukte, Papier und Forstprodukte sowie Bauprodukte herstellen.
Industrie (Industrials):
Umfasst Unternehmen aus den Bereichen Bauwesen, Maschinenbau, Luft- und Raumfahrt, Verteidigung, Transportdienstleistungen und professionelle Dienstleistungen.
Nicht-Basiskonsumgüter (Consumer Discretionary):
Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen anbieten, die nicht lebensnotwendig sind und deren Nachfrage von der Wirtschaftslage abhängt (z.B. Automobil, Hotels, Einzelhandel, Luxusgüter). Auch bekannt als zyklische Konsumgüter.
Basiskonsumgüter (Consumer Staples):
Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen anbieten, die auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nachgefragt werden, da sie lebensnotwendig sind (z.B. Lebensmittel, Getränke, Tabak, Haushaltsprodukte). Auch bekannt als nicht-zyklische Konsumgüter.
Gesundheitswesen (Health Care):
Pharmaunternehmen, Biotechnologie, Medizintechnik, Gesundheitsdienstleister.
Finanzwesen (Financials):
Banken, Versicherungen, Finanzdienstleister, Investmentgesellschaften.
Informationstechnologie (Information Technology):
Software und Dienstleistungen, Hardware, Halbleiter, IT-Dienstleistungen.
Kommunikationsdienste (Communication Services):
Telekommunikationsunternehmen, Medien und Unterhaltung (z.B. Streaming-Dienste), interaktive Medien und Dienstleistungen.
Versorger (Utilities):
Unternehmen, die Strom, Gas und Wasser bereitstellen.
Immobilien (Real Estate):
Immobilienentwickler, Immobilienverwaltungsgesellschaften und Real Estate Investment Trusts (REITs).
Bevor es zum Fazit geht, das könnte dich auch interessieren
Chancen mit Bedacht nutzen
Das aktuell sehr positive Momentum des Kapitalmarktes kann durchaus weitergehen. Obwohl die derzeitigen fundamentalen Bewertungen sehr hoch erscheinen, weiß man als Anleger nie, wie weit eine “Blase” sich noch aufbläst, bevor sie platzt. Ein zu frühes Aussteigen birgt gegebenenfalls sehr hohe Opportunitätskosten.
Dadurch ist es umso wichtiger, eine professionelle, risikobewusste Portfoliostrukturierung umzusetzen. Die hohe Konzentration der Gewinne auf wenige US-Tech-Werte und die ambitionierten Bewertungen im US-Markt erfordern eine proaktive Betreuung deines Vermögens.
Mögliche Divergenzen zu einem Welt ETF sind deshalb:
Nutze die Stärke der Emerging Markets und die relativ günstigere Bewertung Europas als Diversifikations- und Wachstumsmotor.
Betrachte Health Care und Real Estate als Sektoren mit potenziellem Aufholbedarf, um dein Portfolio gegen Überhitzung abzusichern und stilles Wachstum zu generieren.
Sei dir der hohen Risiken im Tech-Sektor bewusst, die ein Verlustrisiko erhöhen können.
Nutze auch andere Assetklassen um dein Gesamtportfolio weiter zu diversifizieren!
Nächster Schritt: Erstes Beratungsgespräch vereinbaren
Ich lade dich herzlich ein, ein persönliches Beratungsgespräch zu vereinbaren, um zu prüfen, wie die aktuellen Marktbedingungen optimal in deine individuelle Vermögensstrategie integriert werden können.
Hinweis:
Dies ist eine (Werbe)information und stellt keine Anlageberatung dar. Alle Informationen sind genereller Natur. Nutzen Sie unbedingt fachgerechte Beratung. Eine Veranlagung in Finanzinstrumente und andere Sachanlagen birgt Risiken, die bis zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Steuerliche Aspekte hängen stark von individuellen Verhältnissen ab.